Wir sollen sein, was wir sind, aber das nicht zu sehr.
Heft 1969/20-I 321
Er hat sein Leben lang geschrieben. Doch erst nach seinem Tod sind die Gedanken des italienischen Philosophen Andrea Emo (1901-1983) zugänglich geworden. Emo hat etwa 38000 handbeschriebene Seiten hinterlassen. Die bisher erschienen Sammelbände auf Italienisch enthalten eher längliche Reflexionen des Denkers über das Nichts und das Sein. In seinen kürzeren Beobachtungen tritt Emos anders hervor. Er ist nämlich auch von der literarischen Welt seines Jahrhunderts geprägt.
Viele Menschen sind unfruchtbar, weil sie keine Ideen haben, andere, weil sie zu viele haben. Es gibt auch eine Erfahrung der Ideen, oder wenigstens der eigenen Ideen, welche uns lehrt, auf diese zu verzichten, ihnen nicht nachzugeben.
Ich bin nicht ich, bin nicht ich selbst, das heißt, ich bin nicht derselbe, ich bin der andere – in Bewegung sein, in Verwandlung ist genau aktuell anderes sein, der andere, die Heterogenität – nur im Tod ist einer er selbst, das heißt, er ist nicht.
DG512
Ein Philosoph ist jemand, der spricht, nachdem er jeden anderen Gesprächsteilnehmer abgeschafft hat – in jedem anderen Fall haben wir einen Dialog und Gesprächspartner; die Anstrengung des Philosophen geht auf die Abschaffung der Gesprächspartner, die seinen Dialog mit sich selbst verhindern, das heißt den gradlinigen Weg zur Wahrheit.
(DG 515)
Das Sterben ist ein Privileg der Lebenden, den Tod in sich haben ist nämlich die Möglichkeit des Bewusstseins. Den Tod "kennen" diejenigen nicht, die nicht leben, die "das Leben nicht kennen".
(Notizen ?/23)
Göttliches Nichts, unser Frieden, funkelndes Firmament über dunkelsten Nächten, Synthese all dessen, was wir sind, Du bist unser höchster W...