Die Welt der Gedanken ist, so die Version der italienischen Philosophen, in patrilinearer Vererbung entstanden und wer der Linie nur nachgehe, habe die Philosophie in der Tasche. Als sie gesehen haben, dass dieser düstre Emo, welcher nach der Öffnung der Schränke, A.D. 1986, plötzlich vor ihnen lag, von Giovanni Gentile herkomme, siehe, da war alles gut.
Sie haben natürlich Recht, da der Conte tatsächlich bei Gentile in Rom studiert hat. Sie haben Unrecht, weil Andrea Emo nicht lange dabei geblieben ist. Sie haben Recht, weil der Gedanke, der Moment, die Gegenwart, setze sich selbst, und sei zugleich Sein und Werden, also Sein und Nichts (was wiederum Hegel ist) von Gentile kommt; Unrecht, da Gentile damit das Denken meint, Emo das Wort. Überhaupt Unrecht, da das schreibende Denken Emos eine Fülle von Idee, Geistesblitzen, Bildern erzeugt und dem Schrebergarten der systematischen Philosophie immer wieder entläuft.
Begleitende Aufsätze sind in der Emo-Ausgabe von 2006 versammelt: Romano Gasparotti, Massimo Donà (Hg.): Andrea Emo: Quaderni di Metafisica 1927-1981, Milano (RCS/ Bompiani) 2006.
Sie haben natürlich Recht, da der Conte tatsächlich bei Gentile in Rom studiert hat. Sie haben Unrecht, weil Andrea Emo nicht lange dabei geblieben ist. Sie haben Recht, weil der Gedanke, der Moment, die Gegenwart, setze sich selbst, und sei zugleich Sein und Werden, also Sein und Nichts (was wiederum Hegel ist) von Gentile kommt; Unrecht, da Gentile damit das Denken meint, Emo das Wort. Überhaupt Unrecht, da das schreibende Denken Emos eine Fülle von Idee, Geistesblitzen, Bildern erzeugt und dem Schrebergarten der systematischen Philosophie immer wieder entläuft.
Begleitende Aufsätze sind in der Emo-Ausgabe von 2006 versammelt: Romano Gasparotti, Massimo Donà (Hg.): Andrea Emo: Quaderni di Metafisica 1927-1981, Milano (RCS/ Bompiani) 2006.
(wird ergänzt)
Massimo Cacciari: Vorrede (S.VII-XI)
Cacciari unterstreicht gleich zu Anfang, nach einem kurzen Hinweis auf die eigene Rolle beim Auffinden und Bewerten des Emoschen Fundus, dass Emo ein systematischer Denker sei: "in jedem Fragment, in jedem Aspekt seiner Untersuchungen 'liebt' er dasselbe, webt er immer erneut sein Netz" (VII). Er stellt fest: "Die Einsamkeit der Person und der gewaltsam systematische Charakter ihres Gedankens formen eine untrennbare Polarität". Was immer das heißen mag: dass Emo "einsam", auch nur im Denken, gewesen sei, kann bezweifelt werden. Seine Korrispondenz umfasst doch immerhin Briefe an die wunderbare Dichterin Cristina Campo, an Aberto Savigno und Ennio Flaiano, eine Freundschaft verband ihn mit dem Philosophen Ugo Spirito . Aber wir alle lieben ja die Figur des einsamen Denkers.
Im ersten Absatz von Cacciaris Versuch, sich die Motive von Emos Denken und von dessen Nähe zum eigenen zu erklären, geht es um "das Problem des" Principio (groß im Original), also der Herkunft, des Anfangs, des Prinzips, welches Emo weniger im Anschluss an Hegel oder Fichte, sondern wie Schelling 1823 angehe. Die Freiheit müsse das Subjekt des Denkens sein. Im zweiten Absatz erklärt dann: "Das Prinzip entspricht der Negation des Prinzips", es sei ja kein Seiendes, von C wie sonst deshalb als ni-ente bezeichnet. "Da das Subjekt Negation aller Bestimmtheit ist, wird es auch zur Negation seiner selbst". Emo gehe so über den Aktualismus Gentiles auf den Neoplatonismus Meister Eckards und des Cusanus zurück. Wie eigentlich alle Hegelnachfolger, möchte man anmerken.
Vermutlich hat C Recht, wenn er auf den Abstand zwischen Gentile und Emo hinweist. Aber was erklärt es, wenn wir den wieder in die Vergangenheit hinein werfen? Die Frage wäre doch: was ist das Besondere hier? Bei Emo.
In Folgenden behauptet C, Emo spiele eine Doppelrolle, nämlich als Philosoph und als Theolog. C meint, Emos Denken kreise um die "ni-entità del principio", welches sich in jeder Gegenwart gebe. Ja. Nur heißt das, das Pferd vom Schwanz her aufzäumen.
Massimo Cacciari: Vorrede (S.VII-XI)
Cacciari unterstreicht gleich zu Anfang, nach einem kurzen Hinweis auf die eigene Rolle beim Auffinden und Bewerten des Emoschen Fundus, dass Emo ein systematischer Denker sei: "in jedem Fragment, in jedem Aspekt seiner Untersuchungen 'liebt' er dasselbe, webt er immer erneut sein Netz" (VII). Er stellt fest: "Die Einsamkeit der Person und der gewaltsam systematische Charakter ihres Gedankens formen eine untrennbare Polarität". Was immer das heißen mag: dass Emo "einsam", auch nur im Denken, gewesen sei, kann bezweifelt werden. Seine Korrispondenz umfasst doch immerhin Briefe an die wunderbare Dichterin Cristina Campo, an Aberto Savigno und Ennio Flaiano, eine Freundschaft verband ihn mit dem Philosophen Ugo Spirito . Aber wir alle lieben ja die Figur des einsamen Denkers.
Im ersten Absatz von Cacciaris Versuch, sich die Motive von Emos Denken und von dessen Nähe zum eigenen zu erklären, geht es um "das Problem des" Principio (groß im Original), also der Herkunft, des Anfangs, des Prinzips, welches Emo weniger im Anschluss an Hegel oder Fichte, sondern wie Schelling 1823 angehe. Die Freiheit müsse das Subjekt des Denkens sein. Im zweiten Absatz erklärt dann: "Das Prinzip entspricht der Negation des Prinzips", es sei ja kein Seiendes, von C wie sonst deshalb als ni-ente bezeichnet. "Da das Subjekt Negation aller Bestimmtheit ist, wird es auch zur Negation seiner selbst". Emo gehe so über den Aktualismus Gentiles auf den Neoplatonismus Meister Eckards und des Cusanus zurück. Wie eigentlich alle Hegelnachfolger, möchte man anmerken.
Vermutlich hat C Recht, wenn er auf den Abstand zwischen Gentile und Emo hinweist. Aber was erklärt es, wenn wir den wieder in die Vergangenheit hinein werfen? Die Frage wäre doch: was ist das Besondere hier? Bei Emo.
In Folgenden behauptet C, Emo spiele eine Doppelrolle, nämlich als Philosoph und als Theolog. C meint, Emos Denken kreise um die "ni-entità del principio", welches sich in jeder Gegenwart gebe. Ja. Nur heißt das, das Pferd vom Schwanz her aufzäumen.
Romano Gasparotti: "Cristianesimo e Dio negativo" (S.1363-1376), hebt die Verbindung Emos zu Gentile hervor: "Anerkanntes Verdienst des aktualistischen Idealismus Gentiles — an dem Emo sich zum Teil an der Universität gebildet hat — ist es, den nicht rein psychologischen, nicht anthropologischen, auch nicht metaphysisch dualistischen, sondern notwendigerweise transzendentalen Charakter der Präsenz, des Erscheinens hervorgehoben zu haben. Die unendliche Totalität der unhintergehbaren Präsenz ist für Emo nichts anderes als das Sein in seiner höchsten Allgemeinheit. Da nun die Präsenz (...) das ursprüngliche Sichselbstsetzen ist, kann sie nicht einfaches und reines Bewusstsein sein, denn dann wäre sie ursprünglich schon durch anderes begrenzt (...). Aber wenn die Eröffnung der Präsenz mit der des Seins zusammenfällt, gibt es keinen Grund mehr, die Grundfrage der Metaphysik: "Warum gibt es Sein und nicht vielmehr Nichts?" (...) zu stellen". (1365) Die Pröäsenz schließe ja das Nichts nicht aus und vor allem schieße sie als selbst gesetzte ihre Negation immer schon ein. "Die Präsenz ist ihre eigene Negation. Mit anderen Worten: das Sein ist das Nichts".
Gasparotti erläutert zudem, wie Emo im Spielfeld des katholischen Denkens (mit Gegenspielern wie Emanuele Severino und Ugo Spirito) zu verstehen sei, welches durch den Gedanken der Harmonie von Vernunft und Glauben bestimmt werde. Emo gebe eine eigene Definition des Glaubens: "Glauben an die Möglichkeit durch Verzicht, durch die Vermittlung des Nichts zu schaffen" (S.1369) und stehe daher abseits.
Im letzten Abschnitt "Christentum und Demokratie" legt G. dar, wie der Conte ein schwieriges Verhältnis zur Demokratie gehabt habe, weil er Freiheit als innere Freiheit verstehe, welche nicht ohne Schaden mit wirklicher Macht und Öffentlichkeit verbunden werde.
Im letzten Abschnitt "Christentum und Demokratie" legt G. dar, wie der Conte ein schwieriges Verhältnis zur Demokratie gehabt habe, weil er Freiheit als innere Freiheit verstehe, welche nicht ohne Schaden mit wirklicher Macht und Öffentlichkeit verbunden werde.