"Alle alten Bauwerke können in gewissen Momenten einen dunklen unterirdischen Eingang in den Hades darstellen, in den tiefen Hades ferner, verlorener Zeitalter, verstorbener Epochen und Jahrhunderte — in manchen Vierteln alter Städte, wo die Straßen noch immer den Verläufen, den Grundrissen alter Zeiten folgen, sich verflechten und krümmen, sich verlieren und wiederfinden wie in einer natürlichen Formation, die Empfindung der Möglichkeit der Verständigung mit anderen Welten, da die Verbindung zu anderen, wirklich gegenwärtigen Epochen offensichtlich ist, verdichtet sich fast zu einer Stimmung, einem verschwommenen Gefühl, wie durchsichtig, ein Alptraum für manche, eine Freude für die anderen. —
Antiquitätenläden, gedämpftes Licht, gebräuntes Gold, Figuren und berühmte Menschen überschattet von der Patina alter Gemälde, prunkvolle Gruppen und Kompositionen, bestimmt von unbestimmten Farben, um außerhalb des Zauberbanns der Bilderrahmen ins Leben zurückzukehren, auch sie entwerfen ein eigenes Leben, auf reizende Weise außerhalb der Zeit, eben deshalb, weil alles an ihnen sich auf den Stil und auf Momente vergessener Leben bezieht, das heißt auf die Zeit.
In hellen und eleganten Höhlen geht der Antiquar um, der Hexenmeister, der Zauberer, der Wünschelrutengänger unbekannter Strömungen, zweideutiger und doppelter Mensch, der im Hades und in der Sonne, mit den Lebenden und den Toten lebt und sieht, Zauberer und Priester einer ökumenischen Religion und Händler; Weihespender und Schänder; für moderne Menschen Zulieferer des Gefühls der Echtheit und zugleich Fälscher. — Wächter der Schwelle des Labyrinths ....
der dunkle Eingang in die Unterwelt — bei einem oberflächlichen Geschlechte*. —"
der dunkle Eingang in die Unterwelt — bei einem oberflächlichen Geschlechte*. —"
(Gasparotti/Donà, S. 882f.)
*Rilke: Buch der Bilder, Pont du Caroussel (von Emo deutsch zitiert)