Kunst und Verwandlung. Das von uns andere unter uns

Das Kunstwerk ist die Erfahrung einer Verwandlung; die Verwandlung ist eine der Weisen, dem Schicksal zu entgehen, über das Schicksal hinaus zu gehen, oder sie ist der Vollzug des Schicksals. Vielleicht ist das Schicksal selbst das Subjekt seiner Tragödie, ihr Vollzug. (...)

Was ist das Bild, wenn nicht eine Verwandlung? Es gibt kein unmittelbares Bild, so wie es keine unmittelbare Empfindung gibt. Die Verwandlung führt jenseits unserer selbst. Die Verwandlung ist die Welt, in der wir leben und in der uns scheinen will, es sei nichts seltsam daran; dabei ist sie der wahre Zaubergarten, die Welt der Märchen, die unerreichbare Welt des Jenseits. 
Jedes Bild dient uns zur Bestätigung, aber es gehört zur Welt des Anderen; es ist das von uns andere, das unter uns ist.
(Heft 372, 1975, Bild S.5)

Kunst als Erkenntnis

Kunst ist, in ihrer wahren Bedeutung, Empfindung der Zeit, Kenntnis der Zeit, also des Augenblicks; Besitz des Augenblicks. Der besessene Augenblick ist höchst fruchtbar: Erkenntnis des Augenblicks als absoluter Besonderheit, eben weil seine Erkenntnis als eines Absoluten. 

Bewusstsein des Augenblicks als Absoluten und also als besondere Schöpfung der Zeit; ist die Bewusstheit gewordene Zeit, Bestätigung des Selbst. 

Im Unbewussten ist die Zeit, per definitionem, Negation des Selbst, eine Zerstörung des Selbst. Daher haben wir Bewusstsein des Moments als mit dem Ich identisch, mit dem Ich, welches sich der eigenen Besonderheit bewusst ist. Es ist daher zu schließen, dass Kunst Erkenntnis ist, Äußerung, Denkmal der Zeit, in welcher sie entsteht, des geschichtlichen Moments, in dem sie blüht und als solche Wert hat. 

Die Zeit schöpfen ist die höchste Selbstständigkeit des Menschen und des Bewusstseins. 
(Bild S.56, Heft 54, 1937)

Der Künstler, Träger eines zukünftigen Glaubens

Die Art von Künstler, der lebt, um sein "Werk" zu schaffen, ist eine haltlose und lächerliche Figur, welche direkt vom romantischen "Genie" abstammt, um so lächerlicher, als er (bis vor kurzem) die sogenannte "Kunst" überlebt hat. Die ist vor ihm gestorben und auch sie ist tot, weil sie sich mehr Bedeutung hat geben wollen, als ihr wirklich zukommt. 

Doch  könnte dieser "Künstler", der heute ein Lächeln hervorruft, in der Zukunft, wenn nicht als Schöpfer von Meisterwerken, wenigstens als Gemütseinstellung wichtig werden, in einer wirklichen geschichtlichen und künstlerischen Kraft wiedergeboren werden. Also Vertreter des individuellen Bewusstseins sein, der Rechte des Lebens und der Empfindsamkeit, in einem rationalisierten, effizienten, kollektiven und livellierten Universum. 

Einer der vielen Brüder und Gläubigen eines Glaubens an die Seele des Menschen. Träger eines zukünftigen Glaubens.

(Heft 38, 1935, Bild S.53)

An die Reaktionen denken


Ein Philosoph muss mit berechtigtem Stolz an die Reaktionen (mehr als an die Aktionen) denken, die sein Denken hervorrufen wird. Die ihm unbekannten Reaktionen, die er hervorrufen wird, sind der beste Teil seines Werks.

Wenn ein Gedanke sein System geschaffen hat, der sein Tempel ist, muss er das unendliche Andere bedenken, dass aus seinem Samen sprießen wird. Wenn die Grundlage, das Zentrum der Welt, der Tempel ist, stehen die Welt, die Wahrheit, die Erlösung außerhalb des Tempels; sie beginnen an der Schwelle des Tempels für den, der aus ihm hinausgeht. Das unendliche Andere ist der Einzige. 

(Heft 358, 1973, Bild S. 33)

Ode ans Nichts

Ode ans göttliche Nichts

Göttliches Nichts, unser Frieden, funkelndes Firmament über dunkelsten Nächten, Synthese all dessen, was wir sind, Du bist unser höchster W...