Die Persönlichkeit ist eine Maske, die uns das Begehren der anderen aufgesetzt hat, uns ernst zu nehmen, uns auf diese Weise zu sehen. 

(1960/232, Toffolo S.49)

was zu uns gehört

Zu uns gehört all das, was wir noch nicht getan haben, alle Gedanken, die wir noch nicht gedacht haben usw.: das heißt, uns gehören alle noch unbeschädigten und jungfräulichen Kräfte an, die nicht analytisch aufgelöst worden sind; alle unbeschädigten, also unbekannten, sich selber bewussten Kräfte, über die wir in der Willkür und der Neuheit des Handelns verfügen können.

(1965/288, Toffolo S.89)

Das Buch

Ein Buch ist ein Brief, den der Verfasser an alle Menschen schickt, deren Adresse er nicht kennt. Wenn er sie kennen würde, schickte er es nicht ab.
(1974/ 364 Toffolo S.111)

Künstler, Denker, Hetären

Es gibt eine tiefe Nähe zwischen Künstlern, Philosophen und den Hetären, und eine alte Freundschaft. 

Sie lieben das l'art pour l'art, die Weisheit um der Weisheit willen, die Lust um der Lust willen, und lehnen jeden Zweck, jede Moral ab, ohne sich irgendwie um die Zukunft zu scheren, als ob es keine Zukunft gäbe oder als ob sie notwendigerweise ihnen oder der Gegenwart ähnlich sähe.

(1934/20, Toffolo S.26)

die Musen

Sphingen, Moiren, Parzen, Sirenen, Circen, Harpyien, Erinnyen, Musen: vielleicht waren die antiken Musen schreckliche Gottheiten, schrecklich wie ihr Gesang, der dazu bestimmt war, in der Zukunft Gesang des einzigen Trosts, der einzigen Unsterblichkeit zu werden, die uns Sterblichen gewährt ist. 

(1973/353 Toffolo S.99)

Das Schicksal

Das Schicksal: ist kein unabwendbares Gesetz, uns nicht aufgezwungen, um uns zu zerstören und zu bedrücken, ohne jede Rücksicht auf unsere Existenz; das Schicksal ist ein Angebot. 

(1974/364, Toffolo S.112)

Philosophie, ein Frevel

Die Philosophie ist frevelhaft, weil sie aus dem Studium des Leidens eine Akademie macht, die höchste heilige Subjektivität des Leidens objektiviert.

(1973/353, Toffolo S.100)
Gott, der Unendlichkeit, dem Tod ist die Komik versagt.


(1974/361, Toffolo S.108)

in der Zwischenzeit

Unser Ursprung ist obszön, unser Ende ist makaber; doch in der Zeit zwischen diesen beiden Extremen leben wir, fühlen wir, vermehren wir uns, erschaffen wir die Götter, auf dass sie uns erschaffen, retten wir die Götter, auf dass sie uns erretten, schöpfen wir die Unsterblichkeit aus dem Tode, schöpfen wir den Tod aus der Unsterblichkeit, geben wir dem Weltall harmonische und genaue Gesetze, verwandeln wir die matte Gegenständlichkeit der Dinge in ein Fest von Farben und Formen, in einen Olymp unvergleichlicher Bilder, erfinden wir die Vielfalt. 

Wir sind das einzige Bewusstsein des Universums, das uns keinerlei Dankbarkeit entgegen bringt; es ignoriert uns, weil es alles ignoriert. 
(1975/370, Toffolo S.114)

Geistesgaben

Die Geschenke unseres Denkens sind Widersprüche und Abgründe; dabei sind Abgründe und Widersprüche Geschöpfe der Rache, mit denen wir uns über die Banalität unseres Lebens hinwegtrösten, gegen die Notwendigkeit, welche je einfacher, desto grausamer ist. 
(1974/361 Toffolo S.110)

Ich, Mythos

Es lebt ein Mythos in jedem von uns. 

Jeder von uns lebt einen Mythos, der die wahre Geschichte seines Lebens ist; der sich unter dem konfusen, widersprüchlichen, zerstreuten und undurchsichtigen Anschein des alltäglichen Lärms abwickelt. Und jeder versucht auf die eine oder andere Weise den Mythos zu erkennen, der die Gottheit ist, welche in ihm lebt.
(1962/254 Toffolo S.79)

Vaterschaft

Das Gesetz unseres Gemüts ist folgendes: während wir ein Werk schaffen, schafft zum Ausgleich das Werk uns; nachdem wir etwas Wichtiges oder Schönes getan haben, sind wir anders als zuvor; Die Vaterschaft ändert den Charakter eines Menschen. 
(1931/12, in: Toffolo, Aforismi, S. 17)

Nicht existieren

Wenn wir nicht mehr da sind, wissen wir nicht, dass wir nicht existieren; nur wer lebt, hat das Vorrecht zu wissen, dass er nicht existiert.
(1965, Heft 288, nach: Raffaella Toffolo (Hg.): Andrea Emo: Aforismi per vivere, Milano 2007, S.87)

Ode ans Nichts

Ode ans göttliche Nichts

Göttliches Nichts, unser Frieden, funkelndes Firmament über dunkelsten Nächten, Synthese all dessen, was wir sind, Du bist unser höchster W...